Die G 27-Untersuchung ist eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung, die speziell für Tätigkeiten mit Isocyanaten entwickelt wurde. Isocyanate sind in zahlreichen Arbeitsmaterialien wie Polyurethanen und beschichteten Stoffen enthalten und können bei häufigem Kontakt die Atemwege und Haut stark belasten. Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, eine solche Untersuchung anzubieten, wenn an Arbeitsplätzen mit Isocyanaten eine Exposition möglich ist oder die Arbeitsplatzgrenzwerte nicht sicher eingehalten werden können. Ziel ist es, durch gezielte Vorsorge Erkrankungen wie Asthma oder Hautreizungen zu verhindern.

Relevante Tätigkeiten mit höherer Isocyanatexposition:

Die G 27-Untersuchung ist besonders wichtig in Arbeitsbereichen, bei denen Beschäftigte regelmäßig mit Isocyanaten oder isocyanathaltigen Gemischen in Berührung kommen, wie z. B.:

•Herstellung von Polyurethanen: Z. B. bei der Herstellung und Verarbeitung von PUR-Schäumen, Hartblockschäumen oder Dichtungsmassen

•Beschichtungs- und Klebstoffindustrie: Verarbeitung isocyanathaltiger Lacke, Fugendichtungen und Haftvermittler

•Thermische Isolierung: Produktion und Verarbeitung von Dämmstoffen in Bau- und Fahrzeugindustrie

•Verfahren mit Staub- oder Dampfentwicklung: Beispielsweise beim Abwiegen oder Umfüllen von Isocyanaten

•Gießereiindustrie: Verwendung isocyanathaltiger Bindersysteme wie Cold-Box-Kerne

•Schweißen und Löten: Tätigkeiten, bei denen polyurethanhaltige Materialien thermisch zersetzt werden, z. B. durch Beschichtungen oder Isolierungen

Durchführung der G 27-Untersuchung:

Der Umfang der G 27-Untersuchung ist darauf ausgelegt, potenzielle Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen:

1. Anamnese: Erfassung der gesundheitlichen Vorgeschichte, insbesondere in Bezug auf Atemwegserkrankungen und Hautreizungen

2. Körperliche Untersuchung: Speziell auf Atemwege und Hautzustand ausgelegt

3. Laboruntersuchungen: Blutbild und Leberwerte (SGOT, SGPT, GGT), sowie Urinanalysen

4. Lungenfunktionstests (Spirometrie): Zur Überprüfung der Atemwege und Lungenkapazität

5. Ergänzende Tests nach Bedarf: Ergometrie, Röntgenaufnahmen des Brustkorbs, Plethysmographie, Histamin-Provokationstest

6. Spezifische Antikörpertests nach Exposition: Test auf Isocyanat-IgE und -IgG zur Überprüfung sensibilisierender Effekte

Untersuchungsintervalle:

Die G 27-Untersuchung sollte je nach Risikoeinschätzung alle ein bis zwei Jahre stattfinden. Bei erhöhtem Risiko und auf ärztliche Empfehlung können die Untersuchungen häufiger durchgeführt werden. Zudem wird bei Beendigung der Tätigkeit eine Abschlussuntersuchung empfohlen.

Zusätzliche Untersuchungen:

Die G 27-Untersuchung wird oft durch Untersuchungen aus anderen Bereichen ergänzt, z. B. G 24 (Hautschutz), G 26 (Atemschutz) und G 29 (Benzolhomologe wie Toluol, Xylol), da bei vielen Tätigkeiten eine kombinierte Belastung durch mehrere gesundheitsgefährdende Stoffe besteht.

Die G 27-Vorsorgeuntersuchung stellt sicher, dass Atemwegs- und Hauterkrankungen frühzeitig erkannt und notwendige Schutzmaßnahmen getroffen werden können. Sie trägt so zur langfristigen Gesundheit der Beschäftigten in risikoreichen Tätigkeiten bei.